Cap Polonio

von Thorsten Totzke


Cap Polonio in Cuxhaven
Sammlung Thorsten Totzke

Es gibt wohl nur wenige Schiffe, die ein solches Leben führen mußten wie die Cap Polonio.

Sie lief am 25 März 1914 bei Blohm & Voss in Hamburg vom Stapel. Auftraggeber war die Hamburg-Südamerikanische-Dampfschifffahrtsgesellschaft,kurz Hamburg-Süd genannt.


Schwimmbad der Cap Polonio (coloriert)
Sammlung Thorsten Totzke

Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges gelang es nicht, sie fertigzustellen, so daß sie in Hamburg aufgelegt wurde.

Im Dezember 1914 begann bei Blohm & Voss der Umbau zum Hilfskreuzer.


Wintergarten
Sammlung Thorsten Totzke

Der dritte Schornstein wurde entfernt (er war sowieso nur eine Attrappe), vier 15 Zentimeter Geschütze sowie vier 8,8 Zentimeter Geschütze, dazu Munitionsaufzüge, Gefangenenräume und erstklassige Entfernungsmessgeräte aus Jena wurden eingebaut.

Am 8. Februar 1915 wurde das Schiff dann unter dem Namen SMS Vineta von der Kaiserlichen Marine in Dienst gestellt.


Offiziere und Stewards (coloriert)
Sammlung Thorsten Totzke

Doch leider hielt das Schiff nicht das, was ihre Erbauer sich gedacht hatten.

Schon 6 Tage später wurde die Vineta wieder außer Dienst gestellt. Die Begründung lautete auf ungenügende Geschwindigkeit.


Wintergarten
Sammlung Thorsten Totzke

Nachdem die Hamburg-Süd nun ihr Flaggschiff wieder in Besitz genommen hatte, ließ sie das 20576 BRT Schiff als Passagierschiff fertig stellen und benannte es wieder um in Cap Polonio.


Speisesaal 1. Klasse
Sammlung Thorsten Totzke

Da aber immer noch der erste Weltkrieg tobte, wurde das Schiff erst einmal wieder aufgelegt.

Nachdem Deutschland den Krieg verloren hatte, mußten auch sämtliche Schiffe als Reparationszahlungen an die Siegermächte abgegeben werden.


Rauchsalon 1. Klasse
Sammlung Thorsten Totzke

Auch die Cap Polonio blieb von diesem Schicksal nicht verschont.

Am 15 April 1919 (genau 7 Jahre nach dem Untergang der Titanic) übergab die Hamburg-Süd das Schiff an den Shipping Controller in London.


Mamorportal im Wintergarten
Sammlung Thorsten Totzke

Dieser vercharterte das 201,80 Meter lange Schiff an die britische Union-Castle Line.

Am 26 Juni 1919 begann die erste Fahrt im Passagierdienst für die Cap Polonio. Sie sollte eine Rundreise von Plymouth nach Kapstadt und weiter nach Durban machen.


Schwimmbad
Sammlung Thorsten Totzke

Auf der Fahrt nach Kapstadt traten allerdings einige Maschinenprobleme und auch Ausfälle auf, so daß das Schiff erst am 18. Juli 1919 in Kapstadt einlaufen konnte.

Die Weiterfahrt nach Durban wurde gestrichen und die Cap Polonio wurde zurückbeordert.


Promenadendeck
Sammlung Thorsten Totzke

Auf der Rückfahrt traten natürlich dieselben Probleme auf, so daß die Union Castle Line das Schiff an die Shipping Control zurückgab.

Die Shipping Control ließ das Schiff auf der Devonport Werft untersuchen und vercharterte es danach an die P & O, die mit dem Schiff eine Rundreise nach Bombay machte und es dann dankend zurückgegeben hat.


Cap Polonio
Sammlung Thorsten Totzke

Es hatten sich auch hier extreme Schwierigkeiten mit der Maschine gezeigt, die es unmöglich machten, mehr als eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 12 Knoten zu erreichen.


Cap Polonio
Sammlung Thorsten Totzke

Diese 12 Knoten waren auch nur mit größeren Reparaturen in den Anlaufhäfen zu schaffen.

Die Shipping Control ließ das Schiff daraufhin in Liverpool auflegen.


Speisesaal 1. Klasse
Sammlung Thorsten Totzke

Als die Hamburg-Süd im Sommer 1921 in England einige Schiffe ersteigern ließ, sah John Eggert, Vorstandsvorsitzender der Hamburg-Süd, im Hafen die aufgelegte Cap Polonio.

Kurzentschlossen kaufte er das Schiff für 340.000 Pfund Sterling für seine Reederei zurück.


Kostümfest
Sammlung Thorsten Totzke

Wieder in seinem Heimathafen Hamburg, wurde das Schiff bei Blohm & Voss generalüberholt und dabei auf Ölfeuerung umgestellt.

Man hatte festgestellt, daß die Cap Polonio mit der alten Maschine sehr wohl 17 Knoten hätte erreichen können. Allerdings mußten dazu die besten Voraussetzungen wie z.B. erstklassige Kohle gegeben sein.


Speisekarte
Sammlung Thorsten Totzke

Mit der Ölfeuerung war nun eine Geschwindigkeit von 18 Knoten problemlos erreichbar.

Die Jungfernfahrt der neu hergerichteten Cap Polonio fand am 16.02.1922 statt.


Cap Polonio
Sammlung Thorsten Totzke

Sie wurde, wie es 8 Jahre zuvor geplant war, auf der Route Hamburg-La Plata eingesetzt und außerdem außerhalb der Saison auf Kreuzfahrten z.B. nach Feuerland und in die Ostsee geschickt.


Cap Polonio
Sammlung Thorsten Totzke

In diesem Betätigungsfeld blieb sie 9 Jahre lang. Dann wurde sie 1931 noch einmal modernisiert. Allerdings wurde sie schon kurze Zeit später in Hamburg aufgelegt.

Im September 1933 wurde sie noch einmal gebraucht.


Kostümfest
Sammlung Thorsten Totzke

Sie wurde in Hamburg als Messeschiff benutzt. Dies war ihr letzter Einsatz, denn nachdem sie wieder aufgelegt wurde, lohnte es sich nicht mehr sie flottzumachen.

Am 21. Juni 1935 wurde die Cap Polonio zum Abwracken an die M. Stern AG in Essen verkauft.


Äquatortaufschein
Sammlung Thorsten Totzke

Diese läßt das einstmals so stolze Schiff nach Bremerhaven schleppen, wo es dann beim technischen Betrieb des Norddeutschen Lloyd verschrottet wurde.


Cap Polonio
Sammlung Thorsten Totzke

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