Conte di Savoia

von Thorsten Totzke


Conte di Savoia
Sammlung Thorsten Totzke

Der Auftrag für den Bau der "Conte di Savoia" wurde der Werft Cantieri Riuniti dell' Adriatico in Triest im Dezember 1929 von dem Lloyd Sabaudo erteilt.

Ursprünglich waren die Namen "Dux" und "Conte Azzuro" im Gespräch. Diese wurden jedoch zugunsten des Namens "Conte di Savoia" zu den Akten gelegt.


Rex (links) und Conte di Savoia (rechts)
Sammlung Thorsten Totzke

Nach knapp zwei Jahren Bauzeit war das 48.502 BRT große Schiff für den Stapellauf bereit. Dieser fand am 28 Oktober 1931 statt.

Als Taufpatin war die Prinzessin von Piemont erschienen.


Kreiselstabilisator der Conte di Savoia
Sammlung Thorsten Totzke

Nachdem das Schiff getauft und seinem nassen Element übergeben war, mußte die herbeigerufene Feuerwehr die rauchenden Schlitten der Hellinganlage kühlen.

Es bestand die Gefahr, daß die Hellinganlage auch ganz in Rauch und Flammen aufging. Dies war nur eine Gefahr, die durch die immer größer werdenden Schiffe entstand.


Conte di Savoia
Sammlung Thorsten Totzke

Während das neue Schiff sich noch in der Fertigstellung befand, fusionierte mit Wirkung vom 2 Januar 1932 die Navigazione Generale Italiana (NGI), der Lloyd Sabaudo und die Cosulich Line zur ITALIA.

Auch das im Bau befindliche 248,3 Meter lange und 29,3 Meter breite Schiff ging in den Besitz der neuen Reederei über.


Conte di Savoia (links) und Rex (rechts)
Sammlung Thorsten Totzke

Im Oktober war es dann soweit. Am 10 Oktober 1932 absolvierte die "Conte" wie sie nur genannt wurde ihre letzte Probefahrt, auf der sie auch an die Reederei übergeben wurde.

Angetrieben wurde das neue Schiff mit Hilfe von Parsons-Getriebeturbinen, die über 10 Kessel mit Dampf versorgt wurden.

Die Maschine erzeugte insgesamt 130.000 Pferdestärken, die dafür sorgten, daß die vier Schrauben das Schiff mit 29,5 Knoten über den Atlantik treiben konnten.


Conte di Savoia
Sammlung Thorsten Totzke

Das Schiff, welches von vielen Historikern als "das schönste Schiff welches es zwischen den Kriegen gab" bezeichnet wurde, hatte als erstes Passagierschiff einen eingebauten Kreiselstabilisator, der die Rollbewegungen auf See dämpfen und so die Passagiere vor der lästigen Seekrankheit schützen sollte.


Kofferaufkleber
Sammlung Thorsten Totzke

Leider stellte sich später heraus, daß der Stabilisator bei Fahrten Richtung Westen bei starken Gegenwind nicht funktionierte.

Bei diesen Reisen waren die Passagiere natürlich sehr enttäuscht, daß das Wunderschiff auf dem es keine Seekrankheit geben sollte, rollte wie jedes andere Schiff auch.

Die "Conte di Savoia" hatte wie auch die "Rex" vier Klassen. In der ersten Klasse konnten 500 Passagiere, in der zweiten Klasse 366, in der Touristenklasse 412 und in der dritten Klasse 922 Passagiere reisen.


Colonna Halle
Sammlung Thorsten Totzke

Bedient wurden sie von einer 786 Mann starken Crew.

Als Prunkstück im Inneren kann zweifellos die Colona Halle angesehen werden, die ihren Namen nach dem im 17 Jahrhundert in Rom erbauten Colona Palast trug. Marmorsäulen, klassische Skulpturen und Friese wirkten in dem Raum von 2000 m² fast schon bombastisch.


Conte di Savoia (im Vordergrund)
Sammlung Thorsten Totzke

Wie die "Rex" (mit der sie im Liniendienst fahren sollte und die häufig als Schwesterschiff bezeichnet wird) hatte auch die Conte di Savoia vorne an den Schornsteinen riesige Lüftungsklappen.

Am 30 November 1932 legte die "Conte di Savoia" in Genua zu ihrer Jungfernfahrt nach New York ab.

Wie auch bei der "Rex" nur zwei Monate zuvor, sorgten auf der Jungfernfahrt einige Pannen für Probleme.


Club Room
Sammlung Thorsten Totzke

Nur 900 Meilen vor der amerikanischen Küste brach das Ventil, welches die Turbogeneratoren tief im Bauch des Schiffes mit kühlendem Meerwasser versorgte. Unterhalb der Wasserlinie entstand ein besorgniserregendes 30 cm großes Loch im Rumpf.

In Minutenschnelle begann Wasser in den Dynamoraum zu strömen und setzte die Generatoren außer Kraft, so daß es stundenlang kein Licht gab.

Um Unruhe unter den Fahrgästen zu verhindern, wurde entschieden, den Unfall geheim zu halten. Die Lage war jedoch äußerst pikant.


Conte di Savoia
Sammlung Thorsten Totzke

Nach den ersten Untersuchungen konnte das Schiff in kaum mehr als 5 Stunden sinken. Die Mannschaft aber war zur Improvisation fähig.

Der Kapitän drehte die Conte mit ihrer Breitseite in den Wind und ließ die Treibstoffvorräte nach Steuerbord pumpen. Die so enstandene Schlagseite sorgte dafür, daß das Leck nahezu bis an die Wasseroberfläche kam.

Einem besonderen Matrosen namens Gennaro Amatruda gelang es, das Loch mit Zement zu verschließen, indem er sich an einem Tau an der Bordwand herunterlassen ließ und das Leck abdichtete.

Vier Matrosen standen auf Strickleitern über ihm und reichtem ihm die benötigten Werkzeuge und lenkten soweit wie möglich seine Rettungsleine, damit er nicht gegen den Schiffsrumpf prallte.


Conte di Savoia verläßt Genua
Sammlung Thorsten Totzke

Die Ausdauer des Mannes war bemerkenswert. 2 Stunden lang arbeitete er über und unter Wasser und prallte trotz der Versuche der Matrosen über ihm dauernd gegen den Rumpf.

Nach 2 Stunden harter Arbeit war das Schiff gerettet und konnte seine Reise nach New York fortsetzen.

Später wurden die Passagiere von der Heldentat unterichtet und sammelten für den mutigen Matrosen ganz spontan 800 Dollar.

Nachdem die "Rex" 1933 das Blaue Band für Italien eroberte versuchte auch die "Conte di Savoia" eine Rekordreise. Sie scheiterte aber mit einer Geschwindigkeit, die nur 0,2 Knoten unter der der "Rex" lag.


Conte di Savoia
Sammlung Thorsten Totzke

In den nächsten Jahren hielt die "Conte di Savoia" immer pünktlich ihren Fahrplan ein und beförderte unzählige Menschen über den großen Teich.

Als der zweite Weltkrieg begann, wurde das stolze Schiff 1939 aufgelegt. Nun lag es auf Halde und rostete vor sich hin, bis es 1943 für einige Reisen als Truppentransporter benutzt wurde.

Nach diesen Reisen wurde Schiff erneut aufgelegt. Diesmal in Malamocco bei Venedig.

Am 11. September 1943 greifen alliierte Flugzeuge das aufgelegte Schiff an und schießen es in Brand. Kurze Zeit später sinkt die "Conte di Savoia" im flachen Wasser.


Conte di Savoia
Sammlung Thorsten Totzke

Dort lag das riesige Schiffswrack nun bis am 19. Oktober 1945 mit der Bergung begonnen wurde.

Eine Wiederherstellung und Indienststellung wurde erwogen, jedoch aus Kostengründen nicht genehmigt.

1950 wurde das schöne Schiff zum Abwracken nach Monfalcone verkauft.

Die "Conte die Savoia" stand ihr Leben lang im Schatten des großen schnellen Bruders "Rex", obwohl sie schöner war und mindestens genauso schnell wie die "Rex" den Atlantik überqueren konnte.


Conte di Savoia
Sammlung Thorsten Totzke

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