Columbus (I)/Homeric

von Thorsten Totzke


Homeric
Sammlung Thorsten Totzke

Am 17. Dezember 1913, fanden sich auf dem Werftgelände der Schichau-Werft hunderte Zuschauer ein, um die Taufzeremonie für den bis dahin größten Dampfer des Norddeutschen Lloyds zu erleben.

Taufpatin für dieses Schiff sollte, wie schon bei dem Schnelldampfer Kronprinzessin Cecilie, auch diesmal die Tochter des Deutschen Kaisers Wilhelm II. sein.


Original Zigarettendose von Bord
Sammlung Thorsten Totzke

Die Kronprinzessin Cecilie taufte an diesem Tag das Schiff auf den Namen Columbus.

Die Columbus war mit 33.526 BRT und einer Länge von 236,20 m zwar das größte Schiff des Norddeutschen Lloyds, doch im Vergleich zu den Schiffen der anderen großen Reedereien war sie verhältnismäßig klein.


Speisesaal
Sammlung Thorsten Totzke

Auch die Maschinenleistung von 32.000 PS, die eine Dienstgeschwindigkeit von 18 Knoten ermöglichte, ließ sie im Vergleich zu den anderen Reedereien ein wenig langsam erscheinen.

Die Columbus sollte in den Normalendienst nach Nordamerika eintreten und kein Expressdampfer sein. Sie sollte Ergänzung zu der George Washington sein, die bereits großen Erfolg in diesem Dienst hatte.


Rauchsalon
Sammlung Thorsten Totzke

Für die erwarteten Auswanderer wurden 1740 Plätze geschaffen, die zu günstigeren Konditionen als auf den Schnelldampfern angeboten werden sollten.

Der Norddeutsche Lloyd war von dem Erfolg so überzeugt, daß man bei der Schichau-Werft gleich ein weiteres Schiff dieser Größe in Auftrag gab. Einen Namen hatte dies noch nicht.


Gepäckversicherung
Sammlung Thorsten Totzke

Im August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Die Arbeiten an der Columbus, die schon zu 90 % fertig gestellt war, wurden für die Kriegszeit eingestellt.

Auch die Arbeiten an dem zweiten Schiff ruhten.

Als im November 1918 der Erste Weltkrieg verloren war und Kaiser Wilhelm II abdanken mußte, schlug auch die Schicksalsstunde für die Deutsche Reedereien.


Musiksalon
Sammlung Thorsten Totzke

Es wurde der Regierung auferlegt, daß sie alle Schiffe über 1.600 BRT und die Hälfte aller Schiffe zwischen 1.000 und 1.600 BRT an die Siegermächte ab gegeben werden mussten. Das galt auch für im Bau befindliche Schiffe.

Es gab allerdings im Versailler Vertrag weitere Regelungen.


Schlafzimmer einer Suite auf dem C-Deck
Sammlung Thorsten Totzke

Die Stadt Danzig wurde zu einem Freistaat. Hieraus resultierte, daß alle deutschen Schiffe, die in den Danziger Gewässern oder Danziger Werften lagen, ausdrücklich von der Abgabe ausgenommen wurden.

Das galt auch für die Columbus.


Gehaltszettel eines Besatzungsmitglieds
Sammlung Thorsten Totzke

Die Verantwortlichen des Norddeutschen Lloyds beschlossen bereits im September 1919, die Columbus weiterbauen zu lassen.

Die Gruessgott lief im Liniendienst von Swinemünde nach Danzig und war somit regelmäßiger Gast in der Stadt. Kapitän Johnsen bekahm den Auftrag sich unauffällig ein Bild vom Zustand der Columbus zu machen. Er keine guten Nachrichten zu vermelden.


Homeric
Sammlung Thorsten Totzke

Ein britscher Kreuzer und zwei Zerstörer lagen im Hafen und bewachten den unfertigen Bau des Columbus.

Wenig später erklärte der britsche Shipping Controller for Germany den Verkauf des Schiffes an die White Star Line.

Diese plante, das Schiff als Homeric zusammen mit der Olympic und der Bismarck, die dann den Namen Majestic bekommen sollte, auf der Nordatlantikroute einzusetzen.


Rauchsalon
Sammlung Thorsten Totzke

Die Schichauwerft erklärte, eine Übernahme sei noch nicht erfolgt und der Norddeutsche Lloyd ließ das Schiff am 27. April 1921 wieder aus dem Schiffsregister streichen.

Gleichzeitig ließen Reederei und Werft durchblicken, daß man sich auch nicht scheuen würde, formell Beschwerde bei der britischen Reparationskommission einzulegen.


Mamor Bad einer der Suiten
Sammlung Thorsten Totzke

Auf der einen Seite standen nun die Schichau-Werft und der Norddeutsche Lloyd, die wohl das Recht auf ihrer Seite hatten. Aber was bedeutet "Recht haben" wenn man einen Krieg verloren hat?

Auf der anderen Seite stand die White Star Line, die das Schiff nun zugesprochen bekommen und bezahlt hatte, und die nun darauf wartete, das Schiff in Dienst stellen zu können.

Man setzte sich zusammen und traf eine Vereinbarung. Diese Vereinbarung ging als das Columbus-Abkommen vom 05. August 1921 in die Geschichte ein.


Homeric im Trockendock
Sammlung Thorsten Totzke

Danach verpflichtete sich das Deutsche Reich auf die im Bau befindliche Columbus zu verzichten und das Schiff fertig stellen zu lassen.

Im Gegenzug verpflichteten sich die Briten auf die Ablieferung Schiffe Yorck, Seydlitz, Gotha, Göttingen, Westfalen und Holstein zu verzichten und auch keine Ansprüche auf den neuen Rohbau zu erheben.

Diese Regelung verschaffte dem Norddeutschen Lloyd große Vorteile.


White Star Line Hinweis an die Agenten
Sammlung Thorsten Totzke

Verfügte man nun wieder über sechs Schiffe mit über 40.000 BRT und über ein zu fast 40 % fertiggestellten Rohbau für einen Ozeandampfer mit mehr als 30.000 BRT.

Bald darauf wurde das Schiff fertiggestellt. Es hatte fünf durchlaufenden Decks. Darüber lagen das Boots- und das Brückendeck, auf denen die meisten der großzügig und komfortabel ausgelegten Gesellschaftsräume lagen.

Das Schiff ließ sich durch Schotten in 14 wasserdichte Abteilungen aufteilen.


2. Klasse Aussenkabine
Sammlung Thorsten Totzke

Für die Übergabe an die White Star Line war ein Kunstgriff nötig. Das Schiff gehörte ja offiziell noch der Schichau-Werft. Da aber gemäß Versailler Vertrag Schiffe unter Flagge des Freistaates nicht abgegeben werden durften, wurde die Columbus in das Bremer Schiffsregister eingetragen und dann beschlagnahmt.

Am 14. und 15. Januar 1922 erfolgte dann die Probefahrt und nur einen Tag später, am 16. Januar 1922 wurde das Schiff an die White Star Line übergeben.

Die Briten brachten das Schiff nach Southampton. Wenig später wurde es als Homeric in Dienst gestellt.


Erste Klasse Lounge
Sammlung Thorsten Totzke

Am 15. Februar 1922 war es soweit. Die Homeric konnte auf Jungfernfahrt gehen und zusammen mit der Olympic den ständigen Expressliniendienst von Southampton nach New York aufnehmen.

Doch schon bald stellte sich heraus, daß die Homeric zu langsam war.

Deshalb wurde das Schiff im Oktober 1923 aus dem Dienst genommen und nach Belfast gebracht.

Dort wurde die Kohlefeuerung auf Ölfeuerung umgestellt und noch einige weitere Veränderungen vorgenommen.


Lese und Schreibsalon
Sammlung Thorsten Totzke

Im März 1924 nahm die Homeric wieder ihren Dienst auf. Sie konnte jetzt eine Geschwindigkeit von 19,5 Knoten erreichen.

Die USA verschärften 1924 drastisch die Einwanderungsbestimmungen. Dies hatte Auswirkungen auf die großen Reedereien, deren Hauptgeschäft der Transport von Auswandern über den Atlantik war.

Die Zahlen an Auswanderern gingen rapide zurück.


Homeric
Sammlung Thorsten Totzke

Die White Star Line kündigte am 28. Juni 1928 den Bau eines neuen Ozeanriesen von 60.000 BRT an.

Die Oceanic (III) sollte die Homeric ersetzen. Doch die Weltwirtschaftskrise von 1929 hatte auch auf die Passagierschiffahrt Auswirkungen.

Die Homeric profitierte zunächst davon als der Bau der Oceanic gestoppt wurde.

Durch die Straffung der Fahrpläne 1932 wurde die Homeric überflüssig.


Aufenthaltsraum einer Suite
Sammlung Thorsten Totzke

Daher machte die Homeric am 01. Juni 1932 ihre letzte Fahrt von Southampton nach New York.

Am 23. September 1932 kam es zu einer Kollision, bei der das Schiff beschädigt wurde. Nach kurzer Reparatur wurde es weiter im Kreuzfahrtdienst eingesetzt.

Nach der Fusion von Cunard Line und White Star Line im Jahre 1934 zur Cunard-White Star Line gab es einen erheblichen Schiffsüberschuß.


Schlafzimmer einer Suite
Sammlung Thorsten Totzke

Da war dann auch für die Homeric kein Platz mehr unter der Flagge der neuen Reederei.

Das Schiff wurde im September 1935 aufgelegt und im Februar 1936 gelang es dann die Homeric an die Abwrackwerft T.W. Ward in Inverkeithing zu verkaufen.

Dort wurde die Homeric nach über 14 jähriger Dienstzeit in den folgenden Monaten abgewrackt.


Homeric
Sammlung Thorsten Totzke

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